Karin Baal, eine der bekanntesten Schauspielerinnen des deutschen Nachkriegskinos, ist im Alter von 84 Jahren in Berlin verstorben und hinterlässt eine Lücke, die weit über ihre Familie hinausgeht. Geboren 1940 als Karin Blauermel in Berlin, wurde sie durch ihre Rolle in dem Jugenddrama Die Halbstarken (1956) über Nacht zum Star. An der Seite von Horst Buchholz verkörperte sie die rebellische Sissy und prägte eine ganze Generation junger Zuschauer. Aus rund 700 Bewerberinnen ausgewählt, passte Baals markantes Gesicht mit den charakteristischen Katzenaugen und ihrer verwegenen Ausstrahlung perfekt in die damalige Jugendkultur, die stark von amerikanischen Vorbildern wie James Deans … denn sie wissen nicht, was sie tun beeinflusst war. Trotz fehlender Schauspielerfahrung überzeugte sie mit ihrer Präsenz, auch wenn ihre Stimme für die finale Version des Films von Brigitte Grothum nachsynchronisiert wurde, um die Rolle noch professioneller wirken zu lassen.
Nach ihrem frühen Durchbruch blieb Baal zunächst auf die Rolle der verführerischen, oftmals anrüchigen Frau festgelegt. Besonders in Filmen wie Das Mädchen Rosemarie (1958), der auf einer wahren Begebenheit basierte und seinerzeit für Aufsehen sorgte, festigte sie ihr Image als Femme fatale des deutschen Kinos. Später erweiterte sie ihr Repertoire durch eine professionelle Schauspielausbildung und war in zahlreichen Produktionen der beliebten Edgar-Wallace-Filmreihe zu sehen. Diese Vielseitigkeit blieb auch Regiegrößen wie Rainer Werner Fassbinder nicht verborgen, der Baal in den 1980er Jahren für Werke wie Berlin Alexanderplatz, Lili Marleen und Lola engagierte. In dieser Zeit etablierte sie sich endgültig als ernstzunehmende Charakterdarstellerin, während Fans und Kritiker sie oft als “deutsche Antwort auf Brigitte Bardot” bezeichneten.
Ab den 1970er Jahren verlagerte Baal ihren Schwerpunkt zunehmend auf das Fernsehen. Sie spielte in populären Serien wie Liebling Kreuzberg, Die Schwarzwaldklinik und mehreren Tatort-Folgen, wodurch sie eine neue Generation von Zuschauern erreichte. Trotz ihres Erfolges war ihr Leben privat und finanziell oft von Herausforderungen geprägt. In Interviews äußerte sie, dass sie nie in die Rente eingezahlt habe, weil sie das Leben in vollen Zügen genießen wollte. Diese Entscheidungen führten dazu, dass sie in ihren letzten Lebensjahren mit Geldproblemen zu kämpfen hatte. Trotz allem bewahrte sie sich ihre direkte und bodenständige Art, die ihre Fans und Kollegen gleichermaßen schätzten.
Karin Baals Tod markiert das Ende einer Ära des deutschen Kinos, in der sie als Symbol für Aufbruch, Jugend und Sinnlichkeit galt. Ihre Kinder, Therese Lohner und Thomas Gaffkus, beschrieben sie in einer Mitteilung als Frau, die nicht nur ihre Familie, sondern auch ganz Deutschland geprägt habe. Ihre Worte spiegeln die tiefe Wertschätzung wider, die Baal während ihrer Karriere und darüber hinaus erfuhr: „Sie reißt ein riesiges Loch – nicht nur in unserer Familie, sondern in Berlin und ganz Deutschland.“ Während Deutschland Abschied von einer seiner letzten großen Film-Diven nimmt, wird Karin Baal als Vorbild für nachfolgende Generationen von Schauspielerinnen und als prägende Figur des Nachkriegskinos in Erinnerung bleiben. Ihr Vermächtnis lebt in ihren Filmen weiter, die auch heute noch die zeitlose Kraft ihrer Kunst zeigen.