„Heino verlangt einen deutschen Trump: Mutige Überzeugung oder gefährlicher Populismus?“

Mit 85 Jahren scheut Heino, der umstrittene Schlagerstar und selbst ernannte „Volksbarde“, keine klare Kante. Statt seine Karriere geruhsam ausklingen zu lassen, wirft er sich mitten hinein in eine der brisantesten Debatten des Landes – und sorgt damit für eine neue Welle an Empörung, Zustimmung und Kopfschütteln.

„Deutschland braucht einen Donald Trump“

In einem Video auf Instagram legt Heino offen, was er für das Heilmittel der deutschen Politik hält: eine Figur wie den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. „Deutschland braucht einen Donald Trump, der in unserem Land endlich aufräumt“, sagt er und betont, dass ein solcher Politiker die Meinung seiner Gegner ignorieren müsse. Für Heino ist Trump nicht das abschreckende Beispiel, sondern ein Vorbild an Standhaftigkeit, Klartext und Patriotismus.

Dass Trump am 5. November erneut für das höchste Amt in den USA kandidiert, ist für Heino kein Zufall, sondern Signal. „Viele denken wie ich, trauen sich aber nicht, es auszusprechen“, sagt er. Nur er selbst könne das ohne Rücksicht tun: „Ich bin 85 Jahre alt und stehe für meine Überzeugungen.“

Heino sorgt mit politischen Aussagen für Aufsehen

Migration, Kriminalität, Angst

Noch brisanter wird sein Auftritt, als er explizit die aktuelle Debatte um Migration und Kriminalität aufgreift. Heino spricht davon, dass man sich „in Deutschland nicht mehr auf die Straße traut“ und „Angst haben muss, abgestochen zu werden“. Für ihn gibt es nur eine Lösung: harte Abschiebungen „im großen Stil“. Wer hier gewalttätig werde, habe sein Recht auf Aufenthalt verwirkt.

Solche Aussagen treffen in eine ohnehin aufgeheizte Stimmung. Erst vor wenigen Wochen hatte ein mutmaßlich islamistischer Messerangriff in Solingen drei Menschen das Leben gekostet. Die offizielle Kriminalstatistik meldet zudem einen Anstieg der Gewaltkriminalität um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Heinos drastische Worte docken damit an reale Ängste an – und befeuern gleichzeitig populistische Narrative.

Das Echo im Netz: Spott und Applaus

Das Video verbreitet sich in Windeseile – und die Reaktionen könnten kaum gespaltener sein. Auf der einen Seite Spott und Ablehnung: „Altersstarrsinn“, „Besser beim Singen bleiben“, „Populistische Schlagzeilen statt Substanz“. Für viele ist Heino der Prototyp eines privilegierten Mannes, der keine Ahnung von den realen Lebensbedingungen habe, aber Parolen verbreitet.

Doch auf der anderen Seite steht eine nicht minder laute Zustimmung. „Danke für deine Meinung, Heino“, schreiben Unterstützer. „Respekt! Endlich einer, der sich traut.“ Manche erwarten regelrecht den „linken und grünen Shitstorm“, der sich nun über ihn ergießen werde, und feiern ihn als mutigen Rebellen gegen vermeintliche Sprachverbote.

Ein Muster der Provokation

Wer Heinos Karriere verfolgt hat, erkennt ein Muster: Provokationen sind für ihn nichts Neues. Schon in den 1970er Jahren sorgte er für Aufsehen, als er alle drei Strophen des Deutschlandliedes aufnahm – auf Wunsch von Hans Filbinger, dem damaligen CDU-Ministerpräsidenten mit NS-Vergangenheit. Später trat er trotz UN-Embargos während der Apartheid in Südafrika auf. 2021 wiederum musste sogar Düsseldorfs Oberbürgermeister einschreiten, um ihm nach Protesten einen „deutschen Liederabend“ zu ermöglichen.

Heino sucht die Kontroverse – und er weiß, wie man Öffentlichkeit erzwingt. Dass er dabei auch gefährlich nah an rechtspopulistische Diskurse heranrückt, scheint ihn nicht zu stören. „Mir persönlich ist das wurscht“, sagt er selbst.

Zwischen Volksbarde und Volkstribun

Die entscheidende Frage bleibt: Was wiegt schwerer – das Recht eines Künstlers auf freie Meinung, oder die Verantwortung, mit Worten nicht den Brandbeschleuniger für gesellschaftliche Spaltungen zu liefern? Heinos Fans feiern seine Klartext-Parolen als überfälligen Tabubruch. Kritiker warnen vor einer gefährlichen Banalisierung von Trumpismus und Abschottungspolitik.

Dass gerade ein Schlagersänger die Sehnsucht nach einem „deutschen Trump“ artikuliert, ist Symbol und Warnsignal zugleich. Denn so unterhaltsam oder ärgerlich seine Worte erscheinen mögen – sie spiegeln eine Stimmung, die längst nicht mehr nur an den politischen Rändern zu hören ist.