Deutsche Veranstalter und Konzert-Locations setzen ein Zeichen gegen Antisemitismus! Nach dem Skandal-Auftritt des britischen Punk-Rap-Duos Bob Vylan beim Glastonbury Festival sind nach BILD-Informationen mindestens vier der geplanten Konzerte der Band in Deutschland abgesagt. Bob Vylan sollten die New Yorker Band Gogol Bordello als Support begleiten.
Bislang fallen die Shows in Köln (13.9.), Hamburg (16.9.), Leipzig (20.9.) und Frankfurt (26.9.) aus. Auch die Konzerte in Cottbus (18.9.), Berlin (19.9.), München (25.9.) und Stuttgart (27.9.) dürften nun noch gecancelt werden.
Bereits direkt nach dem Anti-Israel-Skandal hatte die Kölner Live Music Hall reagiert. Gegenüber dem „Kölner Stadtanzeiger“ teilte die Veranstaltungshalle mit: „Zusammen mit dem örtlichen Veranstalter Prime Entertainment haben wir uns dazu entschieden, den Künstler Bob Vylan nicht hier in der Live Music Hall auftreten zu lassen. Wir möchten so jemandem nicht unsere Bühne bieten.“
Auch der Leipziger Felsenkeller reagierte sofort auf den Eklat. Betreiber Jörg Folta sagte gegenüber BILD: „Selbstverständlich wird Bob Vylan nicht im Felsenkeller auftreten. Der Auftritt wurde bereits in der vergangenen Woche abgesagt. Für den Felsenkeller gilt nach wie vor: We stand with Israel!“
Der Frankfurter Club Batschkapp bestätigte die Absage gegenüber BILD ebenfalls telefonisch und erklärte, mehr gebe es zu der Angelegenheit auch nicht zu sagen. Die Konzertagentur FKP Scorpio, die die Herbst-Tour für Gogol Bordello durchführt, erklärte gegenüber BILD, die Entscheidung für die jeweiligen Support-Acts liege „grundsätzlich bei den jeweiligen Bands“.
Volker Beck: „Sie haben hier nichts verloren“
Volker Beck, der Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, hatte ein Auftrittsverbot für die Hass-Musiker in Deutschland gefordert. Er erklärte gegenüber BILD: „Solche Leute stören die Sicherheit und die Ordnung in unserem Land, sie haben hier nichts verloren.“ Die politische Trägheit kann er nicht nachvollziehen: „Hier in Deutschland prüft man doch immer alles rechtlich – ok, aber ich verstehe nicht, warum man nicht gleich in der Innenbehörde sagt: ,Wir gehen da ran, wir wollen das nicht, wir werden alle rechtlich zulässigen Hebel in Bewegung setzen!‘“
Problematisch, so Beck, seien auch gewisse Strafbarkeitslücken: „Der Straftatbestand Volksverhetzung setzt voraus, dass man gegen Teile der hiesigen Bevölkerung hetzt. Auch die versteckte Vernichtungsdrohung des Musikers gegen Israel – wäre die IDF tot, dann würde es auch Israel nicht mehr geben – wäre hier straflos. Diese Lücken müssen wir dringend schließen.“
Am Mittwoch schloss sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, den Absageforderungen an. Er erklärte gegenüber den Funke-Medien: „Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen und zum Tod von Menschen aufzurufen. Konzertveranstalter sollten ein derart menschenverachtendes Verhalten nicht unterstützen.“
Sänger skandierte Anti-Israel-Parolen
Hintergrund der Absagen sind die Äußerungen von Sänger Bobby Vylan am 28. Juni. Vor Tausenden Fans hatte er beim Glastonbury Festival israelischen Soldaten den Tod gewünscht („Death, death to the IDF“) und das Publikum zum Mitgrölen animiert.
Der Sender BBC hatte den Auftritt in einem Live-Stream übertragen und die Übertragung nicht abgebrochen. Erst am Montag nach dem Festival entschuldigte sich die BBC nach öffentlichen Druck. Ein Sprecher erklärte, die Äußerungen seien „zutiefst beleidigend“ gewesen. Er räumte ein, dass man es versäumt habe, den Stream umgehend abzubrechen. Musikchefin Lorna Clarke trat im Zuge des Skandals zurück.
Auch aus der britischen Politik hatte es harsche Kritik gegeben. Das amerikanische Außenministerium entzog den Musikern ihre Visa, damit sie nicht mehr in die USA einreisen können. In Amerika geplante Tourauftritte wurden gestrichen. US-Vize-Außenminister Christopher Landau erklärte: „Ausländer, die Gewalt und Hass verherrlichen, sind in unserem Land nicht willkommen.“