“Detonationen die ganze Nacht”: Kiew im Visier: “Man zielt auf Kindergärten und U-Bahnen”

Deutschland, Großbritannien und weitere Verbündete wollen die Waffenlieferungen an die Ukraine deutlich beschleunigen. Das teilt das Verteidigungsministerium in London vor einem virtuellen Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe mit.

Demnach sollen die kommenden 50 Tage dazu genutzt werden, Kiew rasch mit so vielen Waffen wie möglich zu versorgen. Großbritannien werde unter anderem rasch Luftabwehrmunition im Wert von 170 Millionen Euro für die Ukraine besorgen, heißt es in der Mitteilung aus London. Das Geld dafür soll demnach aus Deutschland kommen. Allein in den vergangenen zwei Monaten sei Munition zur Luftabwehr und für die Artillerie im Wert von 150 Millionen Pfund (etwa 173 Millionen Euro) für die Ukraine geliefert worden.

Angriffe der ukrainischen Streitkräfte auf zwei Schlüsselregionen Russlands – Moskau und St. Petersburg – könnten den Verlauf des Krieges beeinflussen, sagt Anatoli Chraptschinski, ehemaliger Offizier der ukrainischen Luftwaffe. “Die Russen hören schließlich die Arbeit ihrer Luftabwehr und auch die Explosionen”, sagt Chraptschinski. Dies übt seiner Meinung nach einen gewissen Druck auf die Bevölkerung aus. “Das Hauptziel ist aber nicht, dass das russische Volk leidet, sondern dass es zu begreifen beginnt, dass Putin es betrügt.”

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot ist erneut in die Ukraine gereist. Der Minister traf soeben zu einem zweitägigen Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein. Der Besuch zielt nach Angaben des französischen Außenministeriums darauf ab, die Ukraine in ihrer Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg zu unterstützen. “Nach den beispiellosen Sanktionen, die Frankreich und die Europäische Union gegen Russland verhängt haben, wird der Minister eine Bilanz der französischen Unterstützung für die Ukraine ziehen”, teilt das französische Außenministerium mit.

Kiew im Visier: "Man zielt auf Kindergärten und U-Bahnen"

Russland hat die Ukraine in der Nacht zum heutigen Montag erneut mit einer massiven Welle von Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. Jetzt gibt es offizielle Zahlen dazu: Die ukrainische Luftwaffe teilt mit, Russland habe landesweit mit 426 Drohnen und 24 Raketen angegriffen. Davon hätten jedoch nur 23 Drohnen ihre Ziele getroffen.

Ukrainische Drohnenangriffe haben Medienberichten zufolge für Chaos an russischen Flughäfen gesorgt. Wegen gestrichener oder verspäteter Flüge sitzen Tausende Passagiere fest, wie russische Medien melden. Videos vom größten Moskauer Flughafen Scheremetjewo zeigen lange Warteschlangen und Menschen, die auf dem Boden schlafen. Die russische Luftfahrtbehörde schränkte in der Hauptstadt auch den Verkehr an den Flughäfen Wnukowo, Domodedowo und Schukowski in der Nacht vorübergehend ein. Im Fernen Osten Russlands kamen mehrere Tausend Menschen wegen der Flugausfälle auf ihrem Weg in den europäischen Teil des Landes nicht weiter. Um Passagiere aus St. Petersburg im Westen Russlands nach Moskau zu bringen, wurden Sonderzüge eingesetzt. Das Verteidigungsministerium teilt mit, die Luftabwehr habe in der Nacht 117 ukrainische Drohnen abgewehrt, 30 davon über der Region Moskau. Im Großraum der Hauptstadt leben 21,5 Millionen Menschen.Nach mehreren Drohnenangriffen auf Moskau erlebt Kiew erneut schweren Beschuss durch russische Streitkräfte. Auch U-Bahn-Stationen, die eigentlich als Schutzorte dienen, rücken jetzt ins Fadenkreuz. ntv-Reporter Jakob Paßlick hat die “Nacht der Angst” miterlebt.