Trash-TV-Star Katzenberger: Gar nicht so blöd, die doofe Daniela

Trash-TV-Star Katzenberger Gar nicht so blöd, die doofe Daniela.

An Daniela Katzenberger ist kaum etwas natürlich: operierte Brüste, wasserstoffblonde Haare, tätowierte Augenbrauen.

Jetzt bekommt die Pfälzerin ihre eigene Doku-Soap.

Warum eigentlich?

Daniela Katzenberger & Verona Pooth | Daniela Katzenberger | COSMOPOLITAN

Es ist ja nicht so, dass die Frau keinen Humor hätte. “Alle sagen immer: Die hat doch nur so viel Erfolg, weil sie sich hochgepoppt hat. Aber: nee! Ich hatte noch nie Sex mit Vox. Ich hab das ganz von alleine geschafft”, sagt Daniela Katzenberger und grinst in die Kamera. Aber reicht das wirklich schon, um als Star durchzugehen? Für den Moment: auf jeden Fall.

Die 23-Jährige ist “Deutschlands bekannteste Blondine” – behauptet zumindest ihr Sender. Und das halbe Land weiß, wer gemeint ist.

Wie konnte das passieren?

Die Beweisführung ist denkbar einfach: Im Sommer 2009 sucht Vox Protagonisten für seine Doku-Soap “Auf und davon – Mein Auslandstagebuch”. Katzenberger bewirbt sich auf Empfehlung einer Freundin, wird genommen und reist mit Kamerabegleitung in die USA, um sich dort dem “Playboy”-Gründer Hugh Hefner als Nacktmodel zu empfehlen. Weil das nicht klappt, wird sie stattdessen “Miss Mallorca”. Sie lässt sich die Brüste vergrößern, eröffnet ein eigenes Café auf Malle, was Vox in seiner Auswanderer-Doku-Soap “Goodbye Deutschland” dokumentiert, kriegt von den Urlaubern die Bude eingerannt und vom Sender wegen guter Quoten zwei Specials zur besten Sendezeit geschenkt.

Seit ein paar Wochen ist sie auch noch Sängerin, ihre erste Single heißt “Nothing’s Gonna Stop Me Now”. Sie singt bei der Musikshow “The Dome”, kocht beim “Perfekten Promi-Dinner”, sitzt zu Gast bei “Markus Lanz”, ist Dauerthema in der Boulevardpresse und hat ihren ersten Werbevertrag unterschrieben.

Geradezu absurde Natürlichkeit

Kurz und gut: Daniela Katzenberger ist berühmt. Eine junge Frau, die bis vor einem Jahr noch in Ludwigshafen bei der Mama gewohnt und in deren Kneipe “Im Bett” ausgeholfen hat; die sich die Augenbrauen abrasieren und auf die Stirn tätowieren ließ; die immer ein viel zu tief ausgeschnittenes Dekolleté spazieren führt.

Und sonst? Nichts sonst.

Jetzt startet ihre erste eigene Doku-Soap “Daniela Katzenberger: Natürlich blond”. Mit dem Titel ist der Inhalt bereits umfassend beschrieben. Sie scheint kein besonderes Talent zu haben, hat sich keinen alternden Fußballer angelacht, kein Kind mit Oliver Pocher gezeugt, es gibt nichts, das ihre Berühmtheit erklären könnte. Zumindest auf den ersten Blick.

Auf den zweiten Blick scheint sich das Land geradezu nach Daniela Katzenberger gesehnt zu haben: Jemand, der trotz übertriebener Sonnenstudiobräune, falscher Fingernägel und wasserstoffblondierter Kunsthaarverlängerung eine geradezu absurde Natürlichkeit ausstrahlt.

Katzenberger ist frech, nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt, was sie denkt und andere sich nicht trauen würden. Jetzt, sofort, in diesem Moment, ohne den umständlichen Umweg vom Herzen übers Hirn. Sie zieht sich selbst durch den Kakao, erzählt freimütig, welche Teile ihres Körpers angeklebt oder umoperiert sind, und blickt – scheinbar – mit einer kindlichen Naivität auf die Welt. Kurios, ein bisschen prollig, aber liebenswert. Ihr Ziel: berühmt werden. “Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn ich 30 bin und die Brüste bis in die Turnschuhe hängen?”

“Ich glaube, du bist gar nicht so blöd”

Als sie neulich bei “TV total” zu Gast war, hat Stefan Raab ihr gesagt: “Ich glaube, du bist gar nicht so blöd wie du tust” – und natürlich hat er recht. Mag ja sein, dass in der Ludwigshafenerin keine Nobelpreisanwärterin steckt. Sie hat aber sehr wohl verstanden, was die Leute an ihr mögen. Und das gibt sie ihnen jetzt, auch wenn vieles davon genauso unecht ist wie ihre Brüste.

Neulich beim “Promi-Dinner” auf Mallorca war unübersehbar, wie sehr Katzenberger sich darauf eingestellt hat, die doofe Blondine zu spielen: Als zur Vorspeise “Geeister Melonensalat” auf den Tisch kam, wunderte sie sich: “Geister schreibt man doch nur mit einem ‘e’!” Und als die Gastgeber, das Volksmusikpärchen Judith und Mel, dann auch noch Gulasch nach Stroganoff-Art servierten, wollte sie wissen: “Stroganoff? Ist das euer Nachname?”

Auf zweieinhalb Stunden ausgedehnt war das ein bisschen viel zurechtgelegte Doofheit. Aber es passt zu ihrer Strategie, die neue Verona Feldbusch werden zu wollen. Auf ähnliche Art und Weise hatte Feldbusch, heute Pooth, es geschafft, zur Werbeikone zu werden: für Rahmspinat, Billigtextilien, eine Telefonauskunft. Ihr “Da werden Sie geholfen” ist fast schon zum geflügelten Wort geworden. Katzenberger hat sich von dieser Geschäftstüchtigkeit ein gutes Stück abgeguckt. Seit dem Wochenende wirbt sie für – eine Telefonauskunft. “Das ist so einfach, das kann sogar ich.”

“Fandste schlimm?”

Und wer will ihr das auch übelnehmen? Es gibt ganz andere Gestalten im deutschen Fernsehen, die weitaus weniger unterhaltsam sind und trotzdem ihr Geld verdienen.

Aller Professionalität zum Trotz, mit der sie die plötzliche Berühmtheit meistert, scheint es aber auch eine Restunsicherheit in ihr zu geben, von der nicht so genau zu erkennen ist, ob die ebenfalls gespielt ist. “Hoffentlich buhen die mich nicht aus”, sagt sie, wenn sie vor Publikum tritt. “Fandste schlimm? War ich respektlos?”, hat sie Markus Lanz nach der Sendung mit ernster Miene gefragt. Und vor dem “Dome”-Auftritt war ihre größte Furcht, von den Zuschauern abgelehnt zu werden.

Das ist vor allem deshalb interessant, weil Katzenberger zu Beginn der ersten Folge von “Natürlich blond” erzählt, wie sie in der Schule immer wegen ihres Aussehens gehänselt wurde: dünn, blass, unscheinbar – bis sie als Teenager anfing, sich hautenge Klamotten anzuziehen, die Haare zu färben und das Gesicht vollzumalen. Dazu sind Fotos eines ganz normal aussehenden jungen Mädchens zu sehen, mit Pferdeschwanz und kindlichem Blick, ein bisschen blass vielleicht. Und man wüsste nur zu gern, wie viel von damals noch in ihr steckt. Das geht nur nicht, solange sie sich hinter Schminksedimentablagerungen versteckt.

Oder wie die – Vox zufolge – “schillerndste Auswanderin der Nation” selbst sagt: “Immer reden alle über meine Augenbrauen! Ich hab ja schließlich auch noch Brüste.”

“Daniela Katzenberger – natürlich blond”, dienstags, 22.40 Uhr, Vox