Er hatte alles – Geld, Ruhm, Frauen, Stil – und doch drückte er selbst ab. Gunter Sachs, der letzte echte Dandy Europas, verabschiedete sich 2011 in einem schweizerischen Luxus-Chalet mit einer Kugel in die Stille. Keine Tränen,
kein Drama, nur ein mathematisch-präziser Abschiedsbrief und ein ganzes Umfeld, das wie auf Kommando schwieg. War es wirklich nur Angst vor Alzheimer – oder wusste Sachs zu viel? Zu viel über die High Society, über Macht,
über die Schattenseite des Jetset-Lebens, über sich selbst? Der Mann, der mit Helikoptern Rosen regnen ließ und mit Brigitte Bardot ein öffentliches Märchen lebte, war kein gewöhnlicher Playboy. Er war Philosoph mit Kamera,
Ästhet mit Abgrund. Seine Eleganz war nie bloß Show – sie war Rüstung gegen eine Welt, die laut wurde, während er leiser wurde. Jahrzehntelang sammelte er Kunst, Frauen, Sternenkonstellationen – auf der Suche nach Kontrolle, während in ihm längst das Chaos tobte.
Am Ende wurde er zum Schatten seiner selbst: still, abwesend, versunken in astrologischen Berechnungen und alten Fotoalben. Kein Arzt, kein Freund, kein Familienmitglied sprach je offen über seine angebliche Krankheit. Nur der Brief blieb – fragmentarisch, verdächtig sauber. Als sein letzter Tag kam, hinterließ er keine Show, sondern eine Frage: Wie lebt man weiter, wenn man alles hatte – und nichts mehr fühlt? Die Presse schwieg. Bardot schwieg. Alle schwiegen. Fast so, als wäre sein Tod nicht überraschend, sondern… erwartet. Sachs war mehr als ein Mythos, er war ein Spiegel – für eine Gesellschaft, die Schönheit anbetet, aber Tiefe fürchtet. Ein Mann, der nicht unterging, sondern sich selbst beendete – mit Stil, mit Kalkül, mit einem Schuss, der lauter war als jedes Schlagzeile. Ein letzter Akt der Souveränität oder ein stiller Schrei? Vielleicht beides. Was bleibt, ist nicht nur Bewunderung, sondern auch Beklemmung – denn vielleicht hat Sachs am Ende genau das getan, was niemand in seiner Welt je wagte: die Wahrheit gesagt, ohne ein Wort zu verlieren.