Der letzte Schwur der Kessler-Zwillinge: Mit 88 Jahren enthüllen Alice und Ellen ihren herzzerreißenden Plan für den gemeinsamen Tod

München – Wenn das Scheinwerferlicht erlischt und der letzte Applaus verklungen ist, bleibt oft nur die Stille. Doch für Alice und Ellen Kessler, die unsterblichen Ikonen des deutschen Showgeschäfts, ist diese Stille nicht einsam. Sie ist geteilt. Seit fast neun Jahrzehnten gehen die berühmtesten Zwillinge Deutschlands ihren Weg Seite an Seite, im Gleichschritt, synchron in jeder Bewegung und jedem Gedanken. Nun, mit 88 Jahren, haben sie der Welt einen Einblick in ihre Seelen gewährt, der so tief und intim ist, dass er fast wie ein Abschiedsbrief wirkt. Es ist eine Enthüllung, die schockiert, berührt und gleichzeitig von einer bewundernswerten Konsequenz zeugt.

Ein Geburtstag ohne Pomp – Die Ruhe vor dem letzten Akt

Erst letzte Woche feierten die Schwestern ihren 88. Geburtstag. Wer jedoch eine rauschende Gala, Champagnerfontänen und ein Blitzlichtgewitter erwartete, kennt die heutigen Kessler-Zwillinge nicht. Sie feierten leise. Ein Italiener in der Nähe von München, ein Tisch für sechs enge Freundinnen, keine Männer. „Wir brauchen keine Geschenke, wir haben alles“, sagten sie. Dieser Abend war symptomatisch für ihr aktuelles Leben: ausgewählt, privat und fokussiert auf das Wesentliche.

Selbst alte Weggefährten wie der Showmaster Pippo Baudo gratulierten nicht – ein Detail, das die Zwillinge kaum zu stören schien. Sie haben sich längst von der Oberflächlichkeit des Showbiz verabschiedet. Was zählt, ist die Einheit „Alice und Ellen“. Diese fast telepathische Verbindung, die sie schon als junge Mädchen auf den Bühnen von Paris und Las Vegas zu Weltstars machte, ist im Alter nicht schwächer geworden. Im Gegenteil: Sie ist zu einem existenziellen Anker geworden.

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Die radikale Symbiose: Leben im Spiegelbild

Man muss sich das Leben der beiden vorstellen wie eine perfekt choreografierte Inszenierung, die niemals endet. Sie wohnen in München-Grünwald in einem Doppelhaus. Zwei Wohnungen, die durch eine Tür verbunden sind. Die Einrichtung? Spiegelbildlich. Sie teilen sich die Haushaltshilfe, das Mittagessen und die Sorgen. Wenn Ellen hustet, spürt Alice den Kratzer im Hals. Diese Symbiose geht weit über das normale Maß an geschwisterlicher Liebe hinaus.

„Wir haben immer die gleichen Freunde gehabt“, gestanden sie in einem Interview, das nun in einem neuen, fast prophetischen Licht erscheint. Sie teilten nicht nur die Bühne, sondern auch die Philosophie der Unabhängigkeit. Schon mit 15 Jahren verdienten sie ihr eigenes Geld. Sie waren Feministinnen, bevor das Wort in Mode kam. Sie ließen sich nie von Männern aushalten, weder von Franco Zeffirelli noch von Burt Lancaster oder Udo Jürgens. Männer waren Begleiter, aber die Konstante im Leben war immer die Schwester. Diese radikale Autonomie gegenüber der Außenwelt führte paradoxerweise zu einer totalen emotionalen Abhängigkeit voneinander.

Der schockierende Pakt: „Wir wollen zusammen gehen“

Doch die wohl erschütterndste Nachricht, die die Zwillinge nun bestätigten, betrifft ihr Ende. Es ist ein offenes Geheimnis, das in seiner Klarheit dennoch schockiert: Alice und Ellen Kessler wollen nicht ohneeinander leben – und sie wollen auch nicht ohneeinander sterben. „Wir möchten am selben Tag sterben“, lautet der Wunsch, der wie ein Vermächtnis über ihrem Lebensabend schwebt.

Es ist kein morbider Gedanke, sondern die logische Konsequenz ihres Lebensentwurfs. Die Vorstellung, dass eine von ihnen übrig bleibt, allein in dem spiegelbildlichen Haus, während die andere Hälfte fehlt, ist für beide unerträglich. Insider berichten, dass es sogar Absprachen gibt, die noch einen Schritt weitergehen: Sollte eine von ihnen aufgrund schwerer Krankheit oder Leid den Wunsch äußern, aus dem Leben zu scheiden, würde die andere ihr folgen.

Alice und Ellen Kessler sind tot: Zwillinge waren Tanz-Stars der Fünfziger-  und Sechzigerjahre - DER SPIEGEL

Diese bedingungslose Loyalität bis in den Tod ist in unserer heutigen, individualistischen Gesellschaft kaum noch vorstellbar. Sie erinnert an antike Tragödien oder große Liebesromane, doch für die Kesslers ist es pragmatische Realität. Sie haben ihr Leben selbstbestimmt geführt, sie haben ihren Rücktritt von der Bühne selbstbestimmt gewählt („Es ist genug, wir wollen nicht mehr gesehen werden“), und sie wollen auch über ihren Tod selbst bestimmen.

Ein Vermächtnis der Stärke

Die Nachricht von diesem „Todes-Pakt“ löste bei Fans und Wegbegleitern Betroffenheit aus. Es zeigt die Zerbrechlichkeit des Alters, aber auch die ungeheure Kraft dieser Bindung. Die Kesslers haben keine Angst vor dem Tod, sie haben Angst vor der Trennung.

Ihre Geschichte, die nun, kurz nach dem 88. Geburtstag, noch einmal so intensiv beleuchtet wird, lehrt uns viel über Loyalität. In einer Welt, in der Beziehungen oft so flüchtig sind wie ein TikTok-Trend, stehen Alice und Ellen wie zwei monolithische Säulen der Beständigkeit. Sie haben auf Familien, Ehemänner und Kinder verzichtet, um dieses eine, gemeinsame Leben zu führen.

Die Kessler-Zwillinge (†89) sind tot: Abschied von Alice und Ellen Kessler  - Schlager.de

Der Vorhang mag für ihre Karriere gefallen sein, doch das Drama ihres Lebens steuert auf seinen letzten, wohl emotionalsten Höhepunkt zu. Wir können nur hoffen, dass ihnen dieser letzte Wunsch gewährt wird – wann auch immer das Schicksal entscheidet. Bis dahin bleiben sie das, was sie immer waren: Ein unzertrennliches Wunder, das uns zeigt, dass der Mensch nicht dafür gemacht ist, allein zu sein.