Die Eskalation in der Burka-Debatte: Talkshow-Gast zieht Schock-Vergleich zur Apartheid und prangert „Islamklasse“ an

In der ohnehin hochsensiblen Debatte um die Vollverschleierung in Deutschland schien eine jüngste Talkshow-Runde ein neues, beispielloses Level der emotionalen und rhetorischen Eskalation erreicht zu haben. Was als kritische Auseinandersetzung über Integration, Kommunikation und Frauenrechte begann,

mündete in einem Schock-Moment, als ein Gast die gesellschaftliche Reaktion auf den Niqab mit einem düsteren Kapitel der Menschheitsgeschichte in Verbindung brachte: dem Rassismus und der Apartheid.

Die Diskussion, die in einem Klima aus Anspannung und Unbehagen geführt wurde, zeigte auf erschreckende Weise, wie tief die Gräben in der deutschen Gesellschaft bereits sind. Sie offenbarte nicht nur die Angst der Befürworter eines Verbots, sondern auch die Verzweiflung derjenigen, die sich durch die Debatte selbst an den

Rand gedrängt fühlen. Der entscheidende, erschütternde Satz, der die Runde zum Schweigen brachte: Die Vollverschleierung werde in Deutschland bereits mit einer Art „Klo für Schwarze und ein Klo für Weiße“ beantwortet – einer gesellschaftlichen Segregation, die einen direkten Weg in eine „Islamklasse“ bedeute.

Die Mauer der Kommunikation: Angst und das „Totenhemd“ des Gesichts

Die Debatte begann mit der Darstellung jener tief sitzenden Ablehnung, die viele Deutsche gegenüber der Vollverschleierung empfinden. Im Kern steht hier das Prinzip der offenen Kommunikation. Ein Kritiker der Verschleierung brachte es auf den Punkt: In Deutschland und der westlichen Zivilisation sei es unabdingbar, Gesicht zu zeigen . Dies sei nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern die Grundlage für eine Kommunikation auf Augenhöhe . Wer sich komplett verhülle, so die Argumentation, grenze sich selbst aus  und verweigere den Dialog.

Diese Position wird nicht nur mit pragmatischen Gründen – man könne im Sommer bei 30 Grad unmöglich mit dem Kleidungsstück klarkommen  – untermauert, sondern auch mit philosophischen und zivilisatorischen Argumenten. Es wurde auf den französischen Philosophen Emmanuel Levinas verwiesen, der die westliche Zivilisation nicht auf dem „Ich“ oder dem Staat, sondern auf dem „Du“ und der Kommunikation zwischen zwei Gesichtern basieren sah . Wer dem Gegenüber dieses Gesicht verweigere, errichte eine Mauer .

Die emotionalen Auswirkungen dieser „Mauer“ wurden von einem Diskussionsteilnehmer in drastischen Worten beschrieben. Er empfinde nicht nur ein Unbehagen ([01:17]), sondern fühle sich sogar „verängstigt“ ([04:06]). Die Angst rühre daher, dass man nicht wisse, was das Gegenüber mache, da die Körpersprache, die Mimik, Gestik und die Augen als Spiegel der Emotionen und Intentionen, verborgen bleiben ([04:16]). Die Vollverschleierung sei daher das „soziale Totenhemd“ des Nikab, wie es die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer einst formulierte ([03:50]). Sie sei eine Entmenschlichung ([02:00]), die die Individualität eliminiere und für ein abwertendes Frauenbild sowie einen politischen fundamentalistischen Islam stehe, den man in einer toleranten Gesellschaft nicht hinnehmen dürfe ([02:00], [02:14]). Die zentrale Forderung blieb damit die Gleichberechtigung der Frau ([01:40]), die durch die offensichtliche Asymmetrie – Männer tragen keine Burka – bedroht sei ([01:06]).

Die Wende: Von der Burka zur Doppelmoral des Westens

Die Debatte nahm eine entscheidende Wende, als die in Deutschland geborene Muslimin, die Publizistin Khola Hübsch, zu Wort kam. Sie stellte klar, dass sie das subjektive Unbehagen zwar nachvollziehen könne, jedoch entschieden ablehne, daraus ein Recht abzuleiten, etwas zu verbieten, was das Selbstbestimmungsrecht der Frau betreffe .

Ihre Argumentation verlagerte den Fokus radikal von der deutschen Innenpolitik auf die Signalwirkung, die eine solche Verbotskultur international aussende ([05:28]). Der Westen, so ihre scharfe Kritik, habe längst ein massives Glaubwürdigkeitsproblem auf der globalen Bühne. Sie warf dem Westen Doppelmoral vor, weil dieser autoritäre Machthaber unterstütze, solange sie pro-westlich agieren, um sie dann im Namen von Menschenrechten zu stürzen. Stichworte wie Guantanamo und Abu Ghraib wurden in den Raum geworfen, um die völkerrechtswidrigen Interventionen unter dem Banner der Menschenrechte zu geißeln .

Die Debatte über die Burka sei damit nur ein Teil eines viel größeren, aus muslimischer Sicht fremdenfeindlichen und islamfeindlichen Maßnahmenkatalogs, der von Beschneidungsverbot, Moscheeverbot, Minarettverbot, Burkini Verbot bis hin zum Kopftuchverbot reiche ([05:58]). Mit dieser Argumentation versuchte Frau Hübsch, die Burka aus ihrer Isolation als alleiniges Problem zu reißen und sie in einen Kontext der strukturellen Ablehnung des Islam in westlichen Gesellschaften zu stellen.

Rundfunkrätin verteidigt erneut Scharia - selbst muslimischer Sitznachbar schüttelt Kopf

Der Schock-Vergleich: „Klo für Schwarze und Weiße“

Doch der absolute Höhepunkt und Bruch der Diskussion erfolgte mit einem konkreten Beispiel, das die philosophischen und politischen Argumente beiseitefegte und die gesellschaftliche Realität schonungslos offenlegte.

Frau Hübsch verwies auf die Situation bei einem Optiker in Garmisch, der einen eigenen, separaten Raum für Niqab-Trägerinnen eingerichtet habe, in dem diese ihre Sonnenbrillen mit einer weiblichen Angestellten anprobieren könnten . Anstatt dies als pragmatische Lösung zu interpretieren, enthüllte Frau Hübsch die tiefgreifende symbolische und reale Ausgrenzung, die in dieser Maßnahme stecke.

Das ist wie ein Klo für schwarze und ein Klo für Weiße“ , so der knallharte Vergleich, der im Studio für fassungslose Stille sorgte.

In diesem einen Satz zog die Publizistin eine direkte Parallele zur Rassentrennung in den Vereinigten Staaten oder der südafrikanischen Apartheid. Sie argumentierte, dass Deutschland mit solchen Maßnahmen – separate Bereiche in Geschäften oder künftig in Restaurants  – bereits den nächsten Schritt in Richtung einer unfreien Gesellschaft gehe. Sie stellte die rhetorische Frage in den Raum, ob die deutsche Gesellschaft im Begriff sei, eine „Islamklasse“ zu etablieren, ähnlich der ersten, zweiten oder Business Klasse, nur eben basierend auf Religion und Kleidung .

Dieser Vergleich ist nicht nur rhetorisch brisant, er ist politisch und gesellschaftlich toxisch, weil er die gesamte Integrationsdebatte unter den Verdacht der systematischen Diskriminierung stellt. Die Pro-Verbot-Argumentation, die sich auf das Prinzip der offenen Gesellschaft stützt, sieht sich plötzlich mit dem Vorwurf konfrontiert, selbst die Prinzipien der Gleichheit zu verraten und eine Segregation zu institutionalisieren.

Die Kluft: Händeschütteln versus Inszenierung

Die letzten Minuten der Debatte waren gezeichnet von einem persönlichen, emotionalen Schlagabtausch, der die Kluft zwischen den Positionen nochmals unterstrich. Ein Diskussionsteilnehmer fragte provokant, ob Frau Hübsch nicht selbst in die Karten der Extremisten spiele, wenn sie eine solche harte Haltung gegen die eigene Parteiführung (Grüne) einnehme, die gegen die Vollverschleierung ist .

Zudem entzündete sich ein Streit am Nebenschauplatz des Händeschüttelns , das ebenfalls als Zeichen des westlichen Respekts und der Offenheit gilt. Diese symbolischen Akte wurden von Frau Hübsch jedoch als bloße „Inszenierung“ abgetan , was die tiefe Skepsis gegenüber der Aufrichtigkeit der westlichen Debattenkultur offenbarte.

Die Diskussion endete, wie sie begann: hochexplosiv und ohne Annäherung. Die Talkshow hat die ohnehin hitzige Debatte um die Vollverschleierung mit dem Schock-Vergleich zur Apartheid auf eine neue, gefährliche Stufe gehoben. Es geht nicht mehr nur um ein Kleidungsstück, sondern um die Frage, ob Deutschland im Kampf gegen einen politischen Islam bereit ist, die fundamentalen Prinzipien der Antidiskriminierung und Gleichheit zu opfern und eine „Islamklasse“ zu etablieren. Die Worte von Khola Hübsch sind damit kein Abschluss, sondern der Beginn einer noch härteren, möglicherweise unversöhnlichen Auseinandersetzung über die Zukunft der deutschen Gesellschaft. Ihre Anklage wird in den kommenden Wochen und Monaten in den sozialen Medien und in den Kommentarspalten der Republik widerhallen und eine hitzige Diskussion über Rassismus und religiöse Segregation in Gang setzen.