Die verborgene Tragödie einer Schlager-Ikone: Ireen Sheers späte Beichte über ihre unglückliche Ehe und ein Leben voller Traurigkeit

Sie war das strahlende Lächeln der deutschen Schlagerwelt, eine britische Stimme, die über Jahrzehnte die Herzen eines Millionenpublikums eroberte. Ireen Sheer, die ewig jugendliche Interpretin von Hits wie „Feuer“ und „Bye bye I Love You“, stand stets für pure Lebensfreude und makellosen Erfolg. Doch hinter der glänzenden Fassade einer über 50-jährigen Karriere verbirgt sich ein Abgrund aus Schmerz, Demütigung und einer tiefen, anhaltenden Melancholie. In einem Alter, in dem andere auf ein erfülltes Leben zurückblicken, hat die heute 76-Jährige ihr Schweigen gebrochen. Mit einer Offenheit, die schockiert und zutiefst berührt, gesteht sie: “Das Leben ist wirklich traurig.”

Es ist ein Satz, der wie ein Donnerschlag in der heilen Welt des Schlagers widerhallt. Eine Beichte, die den Blick freigibt auf die wahren Kosten des Ruhms und die Narben, die selbst die stabilste Liebe im Alter nicht zu heilen vermag. Dies ist nicht nur die Geschichte einer Sängerin; es ist die Geschichte einer Frau, die jahrzehntelang eine Maske trug, während sie im Inneren zerbrach – an einer traumatischen Ehe, gesundheitlichen Katastrophen und unerfüllten Lebensträumen.

Der Aufstieg der Irene Wildridge, geboren am 25. Februar 1949 im englischen Romford, zur Schlager-Legende Ireen Sheer ist ein modernes Märchen. In der Nachkriegszeit aufgewachsen, geprägt von den Beatles und den Swingin’ Sixties, fand sie früh zur Musik. Ende der 1960er Jahre wagte sie den Sprung nach Deutschland, eine junge Britin in einem fremden Land, bewaffnet nur mit ihrer klaren, emotionalen Stimme. Sie lernte die Sprache, passte sich an und schlug eine Brücke zwischen britischem Pop und deutschem Schlager. Der Erfolg kam schnell und gewaltig.

Ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest wurde zum Markenzeichen. 1977 trat sie für Luxemburg an, 1978 mit dem unvergessenen „Feuer“ für Deutschland. Sie wurde zum Dauergast in den Charts und den großen Samstagabendshows. Die 1980er Jahre waren ihre goldenen Jahre; sie füllte Hallen, schrieb stundenlang Autogramme und etablierte sich als einer der beständigsten Stars der Branche. Sie war die perfekte Projektionsfläche für Sehnsüchte: erfolgreich, schön und scheinbar unangreifbar.

Doch während die Öffentlichkeit applaudierte, begann hinter den Kulissen das erste große Drama ihres Lebens. 197x heiratete Ireen Sheer den Musiker Gavin Duporter. Nach außen hin wirkte es wie die perfekte Verbindung zweier Künstler. Doch die Realität, so enthüllt es Sheers späte Lebensbeichte, war ein Alptraum. Die Beziehung, die fast 25 Jahre dauern sollte, zerbrach an Konflikten, die tiefe Wunden hinterließen. In Interviews und ihrer Autobiografie deutet sie die “schreckliche Wahrheit” an, die sie nun so traurig macht: Es war eine Ehe, geprägt von Kontrolle und Untreue.

Sheer beschreibt ein Gefühl, sich “lange klein gefühlt” zu haben, weinte in stillen Momenten über verlorene Jahre. Die Scheidung im Jahr 2000 wurde zu einem langwierigen, öffentlichen Prozess, der sich bis 2009 hinzog. Es war eine “dunkle Phase”, in der sie sich zurückzog, Auftritte absagte und mit der Einsamkeit rang. Der Mann, mit dem sie einen Großteil ihres Lebens verbracht hatte, hinterließ Narben, die, wie sich heute zeigt, nie ganz verheilten. Dieser Schmerz über die Demütigung und die verlorene Zeit ist ein zentraler Pfeiler ihrer heutigen Melancholie.

Zu den privaten Kämpfen gesellten sich berufliche. Die 1990er Jahre brachten einen radikalen Umbruch in der Musikwelt. Techno und Dance überrollten den traditionellen Schlager. Ireen Sheer, die Frau der klaren Melodien, kämpfte um Relevanz. Die Chartplatzierungen wurden bescheidener, die Verkäufe sanken. Der Druck, jung und dynamisch zu wirken, wurde zur gesundheitlichen Belastung. Sie zog sich zeitweise auf eine Farm in Bayern zurück, umgab sich mit Pferden, suchte einen Ausgleich zum glamourösen Image. Es war eine Zeit der Neuorientierung, aber auch der wachsenden Unsicherheit.

Das neue Jahrtausend brachte einen Anker in ihr stürmisches Leben. 2001 traf sie Klaus Jürgen Karl, ihren späteren Manager und Ehemann. 2010 heirateten sie. Karl, ein Mann fernab der Bühne, bot ihr den Respekt und die Stabilität, die sie so lange vermisst hatte. Er wurde ihr Fels in der Brandung, der ihr half, beruflich und privat wieder Fuß zu fassen. Gemeinsam genossen sie Reisen nach Südafrika, führten eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Doch das neue Glück konnte die Schatten der Vergangenheit nicht gänzlich vertreiben.

Ein weiterer wunder Punkt blieb: die Abwesenheit von Kindern. Sheer hat nie öffentlich darüber geklagt, bezeichnete ihr Publikum oft als “Ersatzfamilie”. Doch in den stillen Momenten, so wird nun klar, wiegt dieser “unerfüllte Traum” schwer. Es ist ein weiterer Mosaikstein in dem Bild der Traurigkeit, das sie nun offenbart.

Der vielleicht dramatischste Wendepunkt ihres Lebens ereignete sich jedoch erst vor wenigen Jahren. Der Körper, ihr wichtigstes Kapital, streikte. Eine diagnostizierte Spinalkanalstenose erforderte eine schwere Operation. Doch der Eingriff wurde zum Alptraum. Sheer erlitt einen Nervenzusammenbruch, beschrieb den Moment als existenziell bedrohlich. Sie musste neu laufen lernen und fürchtete, nie wieder singen zu können. “In dem Moment dachte ich, es könnte das Ende sein”, gestand sie. Sie zog sich völlig zurück, mied Kontakte, sprach tagelang mit niemandem – nicht einmal mit sich selbst. Die strahlende Ikone war am absoluten Nullpunkt.

Dieser Zusammenbruch, kombiniert mit der Isolation während der Covid-19-Pandemie, brach etwas in ihr auf. Die jahrelang aufrechterhaltene Fassade bekam Risse. Die Reflexionen über ihr Leben, die alten Wunden aus der ersten Ehe, der unerfüllte Kinderwunsch und die Konfrontation mit der eigenen körperlichen Vergänglichkeit mündeten 2022 in ihrem Abschiedsalbum „Aufsehen Goodbye“.

Und nun, im Jahr 2025, folgt das verbale Bekenntnis zu diesem Schmerz. “Das Leben ist wirklich traurig.” Mit 76 Jahren legt Ireen Sheer die Maske des Lächelns ab. Sie spricht über die Einsamkeit, die sie trotz ihrer stabilen Ehe mit Klaus Jürgen Karl oft überwiegt. Sie spricht über die Realität des Alterns in einer Branche, die Reife ignoriert und Jugend vergöttert. Sie gesteht, dass der Applaus verhallt ist und die Stille Backstage oft ohrenbetäubend sein kann.

Ireen Sheers Geständnis ist mehr als nur die traurige Geschichte eines alternden Stars. Es ist ein mutiger Akt der Humanisierung. Sie zeigt, dass Erfolg und Reichtum keinen Schutz vor innerer Leere bieten. Sie öffnet eine dringend notwendige Diskussion über mentale Gesundheit, über Altersdiskriminierung und über den oft unmenschlichen Preis, den Menschen für ein Leben im Rampenlicht zahlen.

Ihr musikalisches Erbe ist unbestritten. Mit über 100 Songs, mehr als 20 Alben und drei Eurovision-Teilnahmen hat sie die deutsche Musiklandschaft geprägt. Ihre Lieder werden bleiben. Doch ihr größtes Vermächtnis könnte diese späte, schmerzhafte Offenheit sein. Sie zeigt einer Generation, die mit ihr gealtert ist, dass es keine Schande ist, Traurigkeit zuzulassen – selbst wenn man ein Leben lang dafür bezahlt wurde, glücklich zu sein. “Jede Träne hat mich stärker gemacht”, sagt sie, “doch die innere Leere bleibt.” Es ist die tragische Bilanz eines Lebens, das von außen perfekt aussah und innen oft die Hölle war.