Liebe im Exil: Die skandalöse Wahrheit über die Ehe von Sophia Loren und Carlo Ponti – zwischen Bigamie, Vatikan-Verurteilung und Cary Grants gebrochenem Herzen

Es gibt Liebesgeschichten, die für die Ewigkeit geschrieben scheinen, poliert bis zur Perfektion für die Leinwände Hollywoods. Und dann gibt es die Geschichte von Sophia Loren und Carlo Ponti. Eine Geschichte, die so dramatisch, so voller Schmerz, Skandale und unerschütterlicher Loyalität ist, dass sie selbst die

Drehbücher in den Schatten stellt, die sie weltberühmt machten. Es ist keine einfache Romanze. Es ist ein Epos, das auf Lügen, Exil, Bigamie-Vorwürfen und sogar einer öffentlichen Ohrfeige in 10.000 Metern Höhe gebaut wurde. Es ist die Saga einer Frau, die aus dem Nichts kam und zur Ikone wurde, und des Mannes, der sie formte, sie liebte und sie fast ins Verderben stürzte.

Alles begann 1950 in der schwülen Hitze Neapels. Sofia Villani Scicolone, gerade einmal 15 Jahre alt, war das, was man heute als “unterprivilegiert” bezeichnen würde. Aufgewachsen in der Armut von Pozzuoli, einem Vorort von Neapel, kannte sie nur Entbehrungen. Ihr Vater hatte sie nie anerkannt, die Schande, ein uneheliches Kind zu sein, klebte an ihr wie ein Schatten. Die Nachbarn nannten sie spöttisch “Stuzzicadenti” – Zahnstocher – wegen ihrer mageren, schlaksigen Figur. Doch in ihren Augen brannte ein unverkennbares Feuer.

Auf Drängen ihrer Mutter nahm sie an einem Schönheitswettbewerb teil, der “Miss Elegance” im Rahmen der Miss Rom-Wahl. Dort saß ein Mann in der Jury, der ihr Schicksal für immer verändern sollte: Carlo Ponti. Er war 37, 22 Jahre älter als sie, einflussreich, kultiviert und einer der mächtigsten Filmproduzenten Italiens. Und er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

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Ponti sah nicht das unbeholfene Mädchen, das die anderen sahen. Er sah das Potenzial, die Frau, die sie werden könnte. Er lud sie ein, offiziell am Wettbewerb teilzunehmen. Sie gewann nicht, aber sie faszinierte ihn. “Es war Liebe auf den ersten Blick für uns beide”, sollte Sophia später sagen. Doch es war zunächst eine Liebe, die sich als Mentorenschaft tarnte.

Ponti nahm sie unter seine Fittiche. Er finanzierte Schauspielunterricht, half ihr, ihren Dialekt abzulegen, und gab ihr das Selbstvertrauen, das ihr ein Leben lang gefehlt hatte. Er änderte ihren Namen von Scicolone zu Sophia Loren, eine neue Identität für eine Weltkarriere. Für Sophia, die ohne Vater aufgewachsen war, füllte Ponti eine tiefe Leere. “Es lag etwas Väterliches in seiner Art”, gestand sie. “Und ich hatte nie einen richtigen Vater gehabt.”

Vier Jahre lang kreisten sie umeinander. Er formte ihre Karriere akribisch, führte sie von kleinen Nebenrollen zu Hauptrollen. Mit dem Film “Die Frau vom Fluss” (1954) brach ihre Sinnlichkeit und emotionale Wucht erstmals auf der Leinwand durch. Und während dieser Dreharbeiten wurde beiden klar, dass ihre Verbindung tiefer ging. “Unsere Nähe war zur Liebe geworden”, schrieb sie in ihren Memoiren.

Doch diese Liebe war von Anfang an verflucht. Im Italien der 1950er Jahre, das fest im Griff der katholischen Kirche war, existierte keine Scheidung. Pontis Ehe mit Giuliana Fiastri war zwar emotional am Ende, aber rechtlich und religiös unauflöslich. Sie steckten fest. Öffentlich war er Ehemann und Vater, privat der Liebhaber einer aufstrebenden Schauspielerin.

In dieses emotionale Vakuum trat ein Mann, der alles hätte verändern können: Cary Grant. 1956 trafen sich die beiden bei den Dreharbeiten zu “Stolz und Leidenschaft” in Spanien. Sie war 22, er 52 – eine lebende Legende. Grant, der Inbegriff von Hollywood-Charme und Eleganz, verliebte sich rettungslos in die junge Italienerin.

Anders als Ponti war Grant frei. Er warb um sie mit einer Hingabe, die Sophia erschütterte. Tägliche Rosen, liebevolle Notizen, tiefe Gespräche über Spiritualität. Er glaubte, sie sei seine Seelenverwandte. “Du wirst in meinen Gebeten sein”, schrieb er ihr. “Wenn du das Gleiche denkst und für dasselbe betest, wird alles gut und das Leben wird schön sein.”

Am Ende der Dreharbeiten machte Grant ernst. Er bat Sophia, ihn zu heiraten. Er war bereit, seine eigene Frau, Betsy Drake, zu verlassen und mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Sophia war zutiefst hin- und hergerissen. Vor ihr stand das Märchen Hollywood, ein Leben an der Seite eines der begehrtesten Männer der Welt.

Doch da war Carlo. Ihr Fundament, ihr Beschützer, der Mann, der an sie geglaubt hatte, als sie noch der “Zahnstocher” war. Der Mann, der ihre Welt verstand, der Italiener war. “Ich war sehr zärtlich mit Cary”, gab sie zu, “aber ich konnte mich nicht dazu entschließen, einen Riesen aus einem anderen Land zu heiraten und Carlo zu verlassen.” Sie fürchtete den Verlust ihrer Wurzeln, ihrer Identität. Cary, so bezaubernd er war, gehörte nicht zu ihrer Welt.

Sie traf eine Entscheidung, die Cary Grants Herz brach. Sie sagte Nein. Sie kehrte zu Carlo zurück. Grant schrieb ihr voller Schmerz: “Vergib mir, liebes Mädchen. Ich dränge dich zu sehr. Bete, und ich werde es auch tun. Leb wohl, Sophia. Cary.” Sie trafen sich später wieder vor der Kamera für “Hausboot”, doch die unausgesprochene Spannung, die Romanze, die nie stattfand, lag über dem gesamten Set.

Sophia hatte sich für Carlo entschieden, doch der wahre Kampf begann erst jetzt. Gefangen im moralischen Labyrinth Italiens, suchte Ponti nach einem Ausweg. Er fand ihn in Mexiko. Das Land war bekannt für seine liberalen Scheidungsgesetze. In einem kühnen, verzweifelten Akt ließ sich Ponti in Mexiko scheiden und heiratete Sophia – beides per Stellvertreter, ohne dass einer von ihnen anwesend war. Nach mexikanischem Recht waren sie 1957 Mann und Frau.

Für einen kurzen Moment glaubten sie, das Schlimmste überstanden zu haben. Sie lagen falsch. Nach italienischem Recht war die Scheidung wertlos. Der Vatikan war empört über diese offene Missachtung der katholischen Dogmen und brandmarkte das Paar als “öffentliche Sünder”.

Die Konsequenzen waren brutal. Carlo Ponti wurde offiziell der Bigami beschuldigt, ihm drohten bis zu fünf Jahre Gefängnis. Sophia wurde wegen “Konkubinats” angeklagt – ein altertümlicher Begriff dafür, in Sünde zu leben. Sie wurden in Kirchenpredigten verurteilt, konservative Gruppen forderten zum Boykott ihrer Filme auf. “Es hätte unsere Flitterwochen sein sollen”, erinnerte sich Sophia. “Aber ich erinnere mich nur daran, stundenlang geweint zu haben.”

Da sie in ihrer Heimat nicht mehr frei leben konnten, flohen sie. Sie gingen ins Exil nach Frankreich. Dort nahmen sie die französische Staatsbürgerschaft an – ein Schritt, der ihnen in Italien als Vaterlandsverrat ausgelegt wurde. Doch nur als französische Bürger konnte Carlo eine in Europa anerkannte Scheidung von seiner ersten Frau erwirken.

Es dauerte acht weitere Jahre. Acht Jahre voller Demütigung, Unsicherheit und rechtlicher Kämpfe. Erst im April 1966, in einer stillen standesamtlichen Zeremonie im Pariser Vorort Sèvres, konnten Carlo Ponti und Sophia Loren endlich offiziell und legal heiraten. “Als mir der Ring angesteckt wurde, brach ich in Tränen aus”, schrieb sie.

Doch der Triumph hatte einen bitteren Beigeschmack. Die Märchenhochzeit, von der sie als armes Mädchen geträumt hatte, war ihr verwehrt geblieben. “Was ich bis heute bereue”, gestand sie Jahrzehnte später, “ist, dass ich nie im weißen Kleid geheiratet habe.”

Die 70-jährige Liebesgeschichte von Sophia Loren und Carlo Ponti begann auf  den ersten Blick, doch er hatte eine andere Familie

Auch die Ehe selbst war kein friedlicher Hafen. Die Paparazzi verfolgten sie, die Klatschpresse zerriss sich über den Altersunterschied. Und privat kämpfte Sophia ihren eigenen, stillen Kampf. Sie erlitt mehrere Fehlgeburten, kämpfte mit Depressionen, bevor sie nach Jahren der Fruchtbarbeitsbehandlungen endlich Mutter wurde. 1968 kam Carlo Ponti Jr. zur Welt, 1973 folgte Eduardo.

Die Spannungen unter der Oberfläche entluden sich mitunter auf schockierende Weise. Kurz nach ihrer umstrittenen mexikanischen Ferntrauung 1957, auf einem Rückflug nach Europa, kam es zu einer berüchtigten Szene. Sophia erwähnte beiläufig, sie habe gelbe Rosen von Cary Grant erhalten. Ponti, überwältigt von Eifersucht und Erschöpfung, schlug ihr vor den Augen der anderen Passagiere ins Gesicht. Es war eine öffentliche Demütigung, die tiefe Narben hinterließ. Später entschuldigte sie diesen Akt fast, nannte es die Geste eines Mannes, der aus Liebe handelte, weil er diese Liebe bedroht sah. Dennoch zeigte der Vorfall die rohe, besitzergreifende Intensität ihrer Verbindung.

Trotz der Skandale, der Steuerermittlungen in den 70er Jahren und dem ständigen Pressehunger, wich Sophia nie von Carlos Seite. Er war ihr “sicherer Hafen”, der Mann, der sie beschützt hatte. Ihre Partnerschaft war auch kreativ symbiotisch. Er produzierte ihre größten Filme. “Und dennoch leben sie” (La Ciociara) brachte ihr 1961 den Oscar – den ersten, der je für eine nicht-englischsprachige Rolle vergeben wurde. Ihre Beziehung wandelte sich von Mentor-Muse zu einer echten Partnerschaft zweier Giganten, die gemeinsam ein Imperium aufgebaut hatten.

Als Carlo Ponti am 10. Januar 2007 im Alter von 94 Jahren starb, endete eine fast 60-jährige Ära. Für Sophia brach eine Welt zusammen. “Über ein solches Gefühl kommt man nie hinweg”, sagte sie. “Ich war sehr traurig.” An eine neue Liebe hat sie nie auch nur einen Gedanken verschwendet. “Nein, niemals. Ich kann niemanden sonst lieben. Carlo war mein Leben. Er ist es immer noch.”

Bis heute lebt sie in dem Haus in Genf, das sie mit ihm geteilt hat. Ihre Söhne, der Dirigent Carlo Jr. und der Regisseur Eduardo, tragen das Erbe weiter. 2020 führte Eduardo Regie bei ihrem gefeierten Comeback “Du hast das Leben vor dir”. Es war ein Projekt, das die tiefe Verbindung zwischen Mutter und Sohn zeigte, aber auch eine Hommage an den Mann war, der immer an sie geglaubt hatte.

Die Geschichte von Sophia Loren und Carlo Ponti war nie perfekt. Sie war geprägt von Skandalen, Exil und Schmerz. Aber sie war echt, dauerhaft und trotzig. Sie haben gegen die Kirche, gegen Gesetze und gegen gesellschaftliche Konventionen gekämpft, um zusammen zu sein. “Die Leute sagen, die Zeit heilt alle Wunden”, sagte Sophia einmal. “Aber ich will nicht geheilt werden. Ich will mich erinnern.” Und in dieser Erinnerung lebt ihre außergewöhnliche, unvollkommene Liebe weiter.