„Ich lebte nie für mich“ – Agnetha Fältskogs spätes Geständnis bewegt die Welt
Stockholm – Jahrzehntelang war sie die goldene Stimme von ABBA. Millionen feierten ihre Lieder, ihre Auftritte, ihr Lächeln. Doch hinter dem Glanz verbarg sich eine Frau, die tief im Inneren nur eines wollte: Ruhe. Jetzt, mit 74 Jahren, bricht Agnetha Fältskog ihr Schweigen – und offenbart die wahren Gründe, warum sie die Weltbühne verlassen hat.
Ein Kind mit einer Melodie im Herzen
Geboren am 5. April 1950 in Jönköping, Schweden, wuchs Agnetha in einem musikalischen Elternhaus auf. Bereits mit sechs Jahren schrieb sie ihr erstes Lied. Ihre Leidenschaft war unübersehbar – ebenso wie ihr Talent. Mit 17 veröffentlichte sie ihre erste Single, und kurz darauf wurde sie zum Star der schwedischen Musikszene.
Doch erst die Begegnung mit Björn Ulvaeus, ihrem späteren Ehemann und musikalischen Partner, änderte alles. Gemeinsam mit Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad gründeten sie ABBA – und erschufen Musikgeschichte.
Der kometenhafte Aufstieg – und die versteckte Einsamkeit
Mit dem Gewinn des Eurovision Song Contests 1974 und dem Hit „Waterloo“ begann Abbas Siegeszug um die Welt. Von „Dancing Queen“ bis „The Winner Takes It All“ – ihre Musik wurde zur Hymne einer Generation. Agnethas Stimme galt als eine der kraftvollsten und emotionalsten der Popgeschichte. Doch hinter den Kulissen kämpfte sie mit einer anderen Realität.
„Wir haben immer vor der Kamera gelächelt“, sagte sie jetzt in einem Interview, „aber hinter den Kulissen flossen Tränen.“
Die Ehe mit Björn zerbrach 1980. Der Druck des ständigen Tourens, der Medienrummel und die wachsende innere Leere machten ihr zu schaffen. Zwar ging ABBA noch einige Jahre weiter, doch 1982 war endgültig Schluss. Für viele war das nur das Ende einer Band – für Agnetha war es der Beginn eines stillen Rückzugs aus einer Welt, in der sie sich selbst verloren hatte.
„Ich wollte kein Leben mehr führen, das nicht meines war“
Lange galt Flugangst als Hauptgrund für Agnethas Rückzug. Doch die Wahrheit ist komplexer. In einem bewegenden Geständnis sagte sie: „Viele Jahre lang lebte ich für andere – für die Fans, für die Presse, für ABBA. Aber tief in meinem Inneren wollte ich für mich selbst leben.“
Nach der Trennung zog sie sich auf einen abgelegenen Bauernhof auf der Insel Helgö zurück. Dort fand sie Ruhe, fernab vom Blitzlichtgewitter. Sie zog ihre Kinder Linda und Christian groß – so normal, wie es eben ging. Musik war nicht verschwunden, aber sie hatte ihren Platz im Herzen gefunden, nicht auf der Bühne.
Schicksalsschläge und Stalking: Die Schattenseiten des Ruhms
Doch selbst in der Abgeschiedenheit war ihr Leben nicht frei von Tragödien. Der Selbstmord ihrer Mutter und der Tod ihres Vaters innerhalb eines Jahres warfen Agnetha in eine tiefe Depression. Später wurde sie Opfer eines obsessiven Fans, Gert van der Graaf, der sie jahrelang stalkte und sogar in ihr Haus eindrang. Erst durch eine gerichtliche Ausweisung aus Schweden fand sie etwas Frieden.
„Es war eine Zeit voller Angst“, erinnert sie sich. „Ich hatte das Gefühl, nie wirklich sicher zu sein.“
Die leise Rückkehr – und ein Triumph
2004 überraschte sie die Welt mit einem Soloalbum: My Colouring Book. Sanfte Coversongs, nostalgisch und ehrlich – ein Comeback ohne Spektakel. 2013 folgte A, ihr erstes Album mit neuem Material seit Jahrzehnten. Und dann, völlig unerwartet: 2021 kehrte ABBA zurück.
Das Album Voyage wurde ein weltweiter Erfolg. Für Agnetha war es eine emotionale Rückkehr, aber keine Wiederholung der Vergangenheit. „Es fühlte sich an wie nach Hause kommen“, sagte sie. Und doch wusste sie: Dies ist ein Abschied auf ihre Weise – kontrolliert, gelassen, in Frieden.
Ein Vermächtnis jenseits des Ruhms
Heute lebt Agnetha weiterhin zurückgezogen, aber nicht gebrochen. Ihre Geschichte ist eine der Resilienz. Sie lehrt uns, dass Ruhm kein Ersatz für inneren Frieden ist. Dass es Stärke erfordert, nein zu sagen – selbst wenn die ganze Welt ja ruft.
„Ich bereue nichts“, sagt sie. „Aber ich bin froh, dass ich gegangen bin. Ich musste mich selbst retten.“
Was bleibt, ist nicht nur ihre Musik, sondern auch ihr Mut. In einer Welt, in der viele an der Bühne festhalten, ging Agnetha einen anderen Weg. Sie entschied sich für die Stille – und wurde darin lauter als je zuvor.