Ana Ivanović bricht das Schweigen: Das jahrelang gehütete Geheimnis über die lähmende Angststörung und die rettende Rolle von Bastian Schweinsteiger.

Ana Ivanović. Allein der Name evoziert ein Bild von Anmut, Stärke und strahlender Schönheit. Sie war die Königin des Tennis, die serbische Nationalheldin, die mit ihrer kraftvollen Vorhand und ihrem bezaubernden Lächeln die Herzen von Millionen eroberte. Ihre Ehe mit dem deutschen Fußball-Idol Bastian Schweinsteiger schien

das perfekte Märchen zu besiegeln: Zwei globale Sport-Ikonen, vereint in Liebe, Ruhm und Erfolg. Doch hinter der makellosen Fassade, die jahrelang als Symbol für Widerstandsfähigkeit und Erfolg stand, verbarg sich ein jahrelang gehütetes, lähmendes Geheimnis: Ana Ivanović kämpfte im Stillen gegen eine schwere Angststörung, die ihren Weg an die Spitze und ihren frühen Rücktritt überschattete.

Der Öffentlichkeit präsentierte sich die junge Frau stets als unverwundbar. Nur ihre engsten Vertrauten – ihre Mutter Dragana, ihr Bruder Miloš und später ihr Ehemann Bastian – wussten um die dunklen Nächte, die von Panik und Selbstzweifeln gezeichnet waren. Die Geschichte ihres Erfolges ist daher nicht nur eine Erzählung

von sportlicher Dominanz, sondern vor allem die eines erbitterten, verborgenen Kampfes um die eigene mentale Gesundheit. Es ist die Geschichte einer Ikone, die erkennen musste, dass der größte Sieg nicht auf dem Platz, sondern im eigenen Kopf errungen werden musste.

Die erdrückende Last des Ruhmes: Der Teufelskreis der Erwartungen

Ana Ivanovićs Karriere begann als eine Geschichte des reinen Triumphs über Widrigkeiten. Aufgewachsen in den politisch und wirtschaftlich schwierigen 1990er Jahren in Belgrad, trainierte sie als Kind in einem ausgetrockneten Schwimmbecken, das notdürftig zum Tennisplatz umfunktioniert worden war. Ihr Talent, ihre Entschlossenheit und ihre Inspiration durch Monica Seles katapultierten sie rasch an die Spitze. 2008 erreichte sie den Zenit ihrer Karriere: Sie gewann die Damen-Einzel bei Roland Garros und stieg mit nur 20 Jahren zur Weltranglisten-Ersten auf. Serbien feierte sie als Symbol des Nationalstolzes.

Doch genau dieser Höhepunkt entpuppte sich als der Beginn einer psychologischen Qual. Der Titel und die Nummer-1-Position brachten einen enormen, fast unerträglichen Erwartungsdruck mit sich. Ana erzählte später, dass sie sich in einem „Teufelskreis der Erwartungen“ gefangen fühlte. Jede Niederlage wurde in den Medien übertrieben dargestellt, jedes Spiel geriet zur Bewährungsprobe. Der Druck, ihre Höchstleistung zu halten – kombiniert mit ständigen Verletzungen an Handgelenk und Schulter – führte zu einem tiefen Fall in Selbstzweifel.

Die glamouröse Fassade des Profisports verbarg die hässliche Wahrheit: Ivanović litt unter Angstzuständen, die in Panikattacken vor wichtigen Spielen mündeten. Sie gestand, dass es Nächte gab, in denen sie allein in ihrem Hotelzimmer lag und weinte, weil sie das Gefühl hatte, die Spielerin, die alle bewunderten, nicht mehr zu sein. Die negativen Kommentare aus der Öffentlichkeit und die harte Medienkritik, sie sei mental nicht stark genug für die Spitze, verstärkten ihr Leid ins Unermessliche. Sie hatte das Gefühl, nicht nur ihre Fans, sondern auch ihre Familie und ihre Heimat im Stich gelassen zu haben. Der Schmerz der Enttäuschung, den sie sich selbst zufügte, war weit größer als jeder Schmerz, den eine körperliche Verletzung verursachen konnte.

Das geheime Leiden und der frühe Abschied

Ihr jahrelang gehütetes Geheimnis, ihre stille Angststörung, stellte sich als der eigentliche, zermürbende Gegner heraus. Ivanović fühlte sich gezwungen, diese psychischen Probleme für sich zu behalten. Sie befürchtete, das Offenbaren würde dazu führen, dass das Publikum und ihre Kollegen sie nicht mehr als die unbesiegbare Championesse, sondern als eine verletzliche Person wahrnehmen würden. Die Last, das perfekte Image aufrechtzuerhalten, während sie innerlich zerbrach, war emotional erschöpfender als jedes Training.

Dieser innere Kampf trug maßgeblich zu ihrem vorzeitigen Rücktritt im Jahr 2016 bei. Im Alter von nur 29 Jahren, als viele ihrer Konkurrentinnen noch in der Blüte ihrer Karriere standen, musste Ana Ivanović das Handtuch werfen. Die Entscheidung war von tiefen Tränen und Trauer begleitet. Sie hatte das Gefühl, die Chance verpasst zu haben, mehr zu erreichen, und Tennis – der Sport, den sie seit ihrer Kindheit liebte – aufzugeben, war die schmerzhafteste Entscheidung ihres Lebens. Zusätzlich verletzten sie die öffentlichen Kommentare, die behaupteten, ihr fehle der „Kampfeswille“ und die sie mental als schwach darstellten.

Doch dieser Abschied war gleichzeitig eine lebensrettende Katharsis. Der Rücktritt war nicht das Ende einer Karriere, sondern die notwendige Rettung ihres inneren Gleichgewichts. Sie musste den Tennisplatz verlassen, um ihre Gesundheit zu schützen und ein neues, sinnvolles Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen – ein Leben, das nicht von Weltranglistenpositionen, sondern von innerer Erfüllung bestimmt werden sollte.

Bastian Schweinsteiger: Der Anker in der Stille

Der wichtigste Wendepunkt in ihrem Kampf gegen die Angst und das Gefühl des Versagens war die Liebe. Ana Ivanović fand Stabilität und Geborgenheit an der Seite des deutschen Fußball-Weltmeisters Bastian Schweinsteiger. Das Paar lernte sich 2014 in New York kennen. Bastian, mit seiner ruhigen, hingebungsvollen Persönlichkeit, bot Ana den Gegenpol zum turbulenten Profisport und die Geborgenheit, nach der sie sich so lange gesehnt hatte.

Ihre Hochzeit im Juli 2016 in Venedig war nicht nur die Verbindung zweier Spitzensportler, sondern die Verschmelzung zweier Kulturen, die Ana half, ihren Fokus zu verschieben. In den folgenden Jahren schenkten die beiden drei Söhnen das Leben: Luca, Leon und Stefan. Die Mutterschaft wurde für Ana zu einem heilsamen Prozess, der ihr half, ihre Seele zu heilen und ein Gleichgewicht zwischen öffentlicher Person und Privatleben zu finden.

Doch auch in der Ehe gab es Herausforderungen, insbesondere durch den Druck der öffentlichen Beobachtung und die vollen Terminkalender. Ana gestand, dass sie manchmal Schuldgefühle plagten, weil sie durch ihre Wohltätigkeitsprojekte und geschäftlichen Engagements nicht so viel Zeit mit Bastian und den Kindern verbringen konnte, wie sie es sich wünschte. Es gab Momente, in denen sie ihr Kind im Arm hielt und weinte, weil sie sich als Ehefrau und Mutter für versagend hielt.

Hier zeigte sich die wahre Stärke der Verbindung: Bastian war stets ihre größte Stütze. Er verstand die Schwierigkeiten, denen Ana als Sportlerin ausgesetzt war, und erinnerte sie liebevoll daran, dass ihre Familie ihre größte Kraftquelle sei. Die unvermeidlichen Meinungsverschiedenheiten in der Ehe wurden durch offene Kommunikation und ihre tiefe Liebe gelöst. Ihre emotionale Reise lehrte sie, dass wahres Glück nicht aus Perfektion, sondern aus dem gemeinsamen Bewältigen der Herausforderungen entsteht.

Offiziell: Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanović haben sich getrennt

Die Katharsis und ein neues Vermächtnis

Ana Ivanovićs Familie – ihre Eltern Miroslav und Dragana, die sie in den Kriegsjahren unterstützten und ihr beibrachten, dass ihr Wert nicht in Titeln liegt, sowie ihr Bruder Miloš, der ihr Tennispartner in der Jugend war – spielten eine entscheidende Rolle bei der Überwindung ihrer Traurigkeit. Sie halfen ihr, ihre Tränen als Ausdruck eines sensiblen Herzens zu sehen, das stets nach Verbindung zur Welt suchte.

Heute nutzt Ana Ivanović ihren Ruhm nicht nur für geschäftliche Erfolge oder Kooperationen mit Marken wie Adidas und Rolex. Ihr größter Erfolg ist ihr Engagement für ein “sinnvolles Leben” . Als Sonderbotschafterin für UNICEF und durch ihre eigenen Wohltätigkeitsprojekte konzentriert sie sich auf die Unterstützung von Bildung und Gesundheit für Kinder in Serbien. Sie kehrt regelmäßig nach Belgrad zurück, um Tennis-Camps zu organisieren und junge Spieler zu inspirieren, zu beweisen, dass bescheidene Herkunft kein Hindernis für große Träume ist.

Ihre Karriere ist das beste Beispiel dafür, dass Sporthelden keine unantastbaren Götter sind, sondern Menschen, die mit den gleichen psychischen Dämonen ringen wie jeder andere. Ana Ivanović ist nicht nur für den Gewinn von Roland Garros in Erinnerung geblieben. Sie wird vor allem als die Frau in Erinnerung bleiben, die trotz jahrelangem, verborgenen Kampf gegen ihre Angststörung ihren Weg fand – eine Ikone, die lehrte, dass der Mut, die eigene Verletzlichkeit anzuerkennen, am Ende die größte Form von Stärke ist. Ihre Geschichte ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man aus Tränen Motivation schöpfen und ein Leben voller Bedeutung jenseits des Rampenlichts aufbauen kann. Sie hat ihren inneren Frieden gefunden und bewiesen: Ein sinnvolles Leben ist mehr wert als jeder Grand-Slam-Titel.