Der Verrat des Finders: Wie die Ex-Freundin des Vaters im Mordfall Fabian (8) verhaftet wurde – und die forensischen Beweise, die alles ändern

Es war der Moment, der ganz Deutschland erschütterte und gleichzeitig die Ermittlungen in einem der rätselhaftesten Kriminalfälle Norddeutschlands auf den Kopf stellte: Nach wochenlanger frustrierender Suche, Stille und verzweifelter Ungewissheit wurde im Fall des getöteten achtjährigen

Fabian plötzlich eine Frau festgenommen. Und nicht irgendeine Frau, sondern jene Person, die den leblosen Körper des Kindes angeblich zufällig entdeckt und den entscheidenden Notruf abgesetzt hatte.

Die Nachricht der Festnahme verbreitete sich am Donnerstagmorgen, dem 6. November, wie ein Lauffeuer und traf die Öffentlichkeit wie ein Schock. Erst am Abend zuvor hatte der Fall durch die Sendung Aktenzeichen XY… ungelöst im ZDF landesweit neue Aufmerksamkeit und Hoffnung erzeugt. 33 neue Hinweise gingen nach der Ausstrahlung bei der Polizei Rostock ein. Doch die Verhaftung, die keine 24 Stunden später erfolgte, beruhte nicht auf diesen neuen Meldungen. Die Ermittler mussten also schon vorher eine „heiße Spur“ verfolgt haben, ein forensischer Fund, der sie zum Zugriff bewegte.

Die Dimension des Einsatzes zeigte die Entschlossenheit der Behörden: Über 120 Polizisten rückten gleichzeitig aus, durchsuchten mehrere Häuser in den Landkreisen Reimshagen und Rümpelkuhle, beschlagnahmten Fahrzeuge, Kleidung und massenhaft Beweismaterial. Der plötzliche, koordinierte Zugriff ließ keinen Zweifel zu: Hier handelte es sich nicht um eine Routinebefragung, sondern um einen strategischen Schachzug aufgrund von soliden Beweisen. Und so steht die beklemmende Frage im Raum, die nun alle bewegt: Wie wird aus der tragischen Finderin eines getöteten Kindes die Hauptverdächtige in einem Mordfall?

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Der Tag, der die Kleinstadt in Angst versetzte

Um die Wende in diesem Fall zu verstehen, muss man zu jenem schrecklichen Oktobertag im Jahr 2025 zurückkehren. Es war der 10. Oktober, ein gewöhnlicher Herbstmorgen in Güstrow, als der achtjährige Fabian spurlos auf dem Weg zu einem Freund verschwand. Zuerst herrschte die Hoffnung auf ein Missverständnis, doch bald wich sie der Gewissheit, dass etwas Schreckliches geschehen war.

Eine groß angelegte Suche begann. Hunde, Drohnen und Hunderte von Freiwilligen durchkämmten tagelang Wälder, Felder und Wassergräben, jedoch ohne Erfolg. Erst eine Woche später folgte die grausame Gewissheit: Ein Spaziergänger fand in der Nähe eines Tümpels bei Klein Abschagen einen leblosen Kinderkörper. Die Obduktion bestätigte die schlimmsten Befürchtungen: Fabian war das Opfer eines Gewaltverbrechens. Ein Detail ließ Ermittler und Öffentlichkeit gleichermaßen erschauern: Es war versucht worden, den Leichnam zu verbrennen. Dieses Indiz deutete auf eine kaltblütige, geplante Tat hin – ein Täter, der nicht nur tötet, sondern auch akribisch Spuren verwischen will.

In den folgenden Wochen geriet der Fall in eine unheimliche Stille. Gerüchte machten die Runde: Familienkonflikte, Bekannte, Zufallsbegegnungen – doch kein klarer Verdächtiger, kein Motiv schien greifbar. Das Verbrechen hatte nicht nur ein Leben ausgelöscht, sondern das Gefühl von Sicherheit zerstört, das die Kleinstadt einst definierte. Eltern holten ihre Kinder früher von der Schule ab, Misstrauen breitete sich aus. Die Gemeinschaft sehnte sich nach einem Zeichen der Gerechtigkeit.

Der Schock des Verrats: Die Frau im Zentrum der Ermittlungen

Am 6. November kam dieses Zeichen, doch es war mit einem Schock verbunden, der die Gemeinschaft spaltete. Die festgenommene Frau war laut Medienberichten die Ex-Freundin von Fabians Vater. Sie war in das komplizierte Familiensystem des Jungen hineingetreten, hatte Fabian bei Besuchen kennengelernt und galt in der Nachbarschaft als fürsorglich.

Die Frau, die nun unter dringendem Mordverdacht stand, war dieselbe, die wenige Wochen zuvor den Fundort gemeldet hatte. Anwohner berichteten der Presse, sie habe weinend erzählt, wie sie beim Spaziergang mit ihrem Hund auf den leblosen Körper gestoßen sei. Die Vorstellung, dass diese Zeugin nun selbst die Täterin sein könnte, war für viele unerträglich.

Die Ermittler konzentrierten sich auf die ungelösten Konflikte innerhalb des familiären Umfelds. War Eifersucht im Spiel? Groll? Ein Gefühl von Ausgeschlossenheit, nachdem die Trennung vom Vater vollzogen war? Fabians Vater hatte nach der Trennung versucht, Distanz zu schaffen, was die Frau angeblich nur schwer akzeptierte. Sie soll immer wieder versucht haben, Kontakt aufzunehmen, sogar kleine Geschenke für Fabian dagelassen haben. Alltägliche Spannungen, die mit dem heutigen Wissen eine bedrückende neue Bedeutung erhielten. Die bohrende Frage stellte sich: Wie verwandelt sich eine vermeintliche Zuneigung in eine solche Zerstörung?

DNA-Analyse bestätigt: Bei Güstrow gefundene Leiche ist der kleine Fabian

Der forensische Schlüssel und das Schweigen der Verdächtigen

Der richterliche Haftbefehl wegen „dringenden Tatverdachts“ ist juristisch gesehen keine leichte Schwelle. Er bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit extrem hoch ist, dass die Person die Tat begangen hat, und er muss auf soliden Beweisen beruhen – auf Spuren, Indizien und forensischen Belegen.

Und genau diese Beweise schienen die Ermittler im Zuge der Razzia gefunden zu haben, unabhängig von den XY-Hinweisen. Die akribische Untersuchung der beschlagnahmten Gegenstände, insbesondere des Geländewagens, lieferte mutmaßlich den Schlüssel. Inoffiziell hieß es in Medienkreisen, die Analyse der Spurensicherung habe relevante Spuren ergeben. DNA, Faserspuren und möglicherweise Rückstände, die mit dem Fundort übereinstimmen. In den Protokollen soll die Rede von kleinen Mengen verbrannten organischen Materials im Wagen sein – möglicherweise Erde oder Gewebe.

Für die Ermittler stellte dies einen potentiellen Schlüsselbeweis dar, der die Frau direkt mit dem Tatort in Verbindung bringen könnte und die These der Spurenverwischung untermauerte. Die Tatsache, dass die Frau selbst den Fundort meldete, wurde in diesem neuen Licht zu einem beklemmenden Versuch, ihre eigene Spur zu verschleiern.

Zusätzlich tauchte ein weiteres, düsteres Detail auf: Zeugen sollen ein Foto übergeben haben, das ein kleines Feuer genau an jenem Tümpel zeigt, an dem Fabian gefunden wurde – aufgenommen am Tag seines Verschwindens. War sie wirklich nur zufällig dort, oder war es die eiskalte Tat einer Täterin, die durch die vorgetäuschte Hilfsbereitschaft ihr eigenes Alibi untermauern wollte?

Die Verhaftete schweigt zu den Vorwürfen. Ihr Anwalt trat in die Öffentlichkeit und erklärte, seine Mandantin sei unschuldig und das „Selbstopfer einer medialen Hetzjagd“. Er deutete an, dass die Polizei unter dem öffentlichen Druck schnell einen Sündenbock gesucht habe, um den Druck von sich zu nehmen.

Mordfall an Fabian (8) erschüttert Güstrow: Ermittler schweigen noch. |  Regional | BILD.de

Die Zerreißprobe und die Sehnsucht nach Wahrheit

Die Festnahme bedeutete für Fabians Eltern eine paradoxe Mischung aus Schmerz und Erleichterung. Der Vater äußerte die Hoffnung auf Klarheit, doch die Mutter wusste, dass jeder neue Beweis auch neue Wunden aufreißen würde.

Der Fall Fabian hat eine tiefe Wunde in das Sicherheitsgefühl der Gesellschaft geschlagen und die Frage aufgeworfen, wie weit man Menschen wirklich kennt. Die Dunkelheit, die sich manchmal hinter einem freundlichen Lächeln verbirgt, wurde plötzlich greifbar. Fabian wurde zum Symbol der zerstörten Unschuld.

Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck weiter. Die Gutachten der Landeskriminalämter, die forensischen Analysen des Geländewagens, der Kleidung und der gesicherten Spuren sind noch nicht abgeschlossen. Die Gemeinde lebt im Schwebezustand. Niemand wagt mehr eindeutige Urteile. Die Frau in Untersuchungshaft schweigt. Die Mutter besucht regelmäßig den Fundort ihres Sohnes, legt eine weiße Rose nieder und wartet auf eine Antwort, die niemand geben kann.

Die letzte Frage in diesem Fall lautet nicht nur, wer es war, sondern vor allem: Warum? Wenn diese Antwort kommt, wird sie nicht nur eine Tat erklären, sondern eine Wunde berühren, die weit über Güstrow hinausreicht.