Wie aus einem Reunion-Konzert ein neues Album wurde, warum seine Tochter jetzt den Hit „An Angel“ singt und Ben Becker die Idealbesetzung für die Rolle seines Vaters wäre, verrät Angelo Kelly (35) im OÖN-Interview. Am 9. März 2018 gastiert die Kelly Family in der Wiener Stadthalle.
OÖN: 18 Minuten hat es gedauert, bis das für 19. Mai in Dortmund angekündigte Reunion-Konzert ausverkauft war. War dies der Anstoß für das neue Album „We Got Love“, oder haben Sie länger damit spekuliert?
Angelo Kelly: Den Wunsch nach einer Zusammenarbeit hegen wir seit Jahren. Es ist aber stets daran gescheitert, dass sich nicht alle von uns zum selben Zeitpunkt dafür verpflichten konnten und wollten. Also sagten wir: „Okay, spielen wir zuerst nur ein einziges Konzert!“ Das war ein realistisches Ziel. Viel realistischer und ehrlicherweise auch weniger abschreckend, als gleich wieder gemeinsam zu wohnen und monatelang zu touren (lacht). Die Idee, dieses Konzert mit einem ganz neuen Album zu unterstützen, kam uns dann relativ kurzfristig.
Inwiefern?
Wir diskutierten, welche Hits wir in Dortmund spielen sollten und ob es eventuell auch neue Songs gibt, die wir probieren könnten. Beim Blick auf unsere Terminkalender haben wir gemerkt, dass wir im Jänner und Februar ja Zeit hätten, wieder ins Studio zu gehen.
Eine Band kann sich auflösen, eine Familie nicht. Wie fühlte es sich an, wieder gemeinsam im Studio zu stehen? Gab es ein vorsichtiges Abtasten, oder war die Stimmung sofort wie früher?
Vorsichtiges Abtasten. Man hofft, dass es klappt, aber wissen kann man es vorher nicht. Als wir aber die ersten Chöre gemeinsam aufnahmen, zusammen im Halbrund stehend, schauten wir uns plötzlich alle an und mussten lachen, manche auch weinen. Das war ein total abgefahrenes Erlebnis. Fuck, der Kelly-Chor ist wieder da!
Allein die Vorstellung, mit meinen zwei Brüdern auf Tournee zu gehen, erfüllt mich mit Schrecken. Wie schaffen Sie es – wie im konkreten Fall – mit gleich fünf Geschwistern auszukommen?
(lacht schallend). Dafür gibt es keine Lösung. Du musst akzeptieren: Ja, es wird Streit geben! Ja, es gibt Beziehungen zu einzelnen Geschwistern, die intensiver gepflegt werden müssen, als zu anderen! Wir haben aber gemerkt, dass uns allen in den vergangenen Jahren etwas gefehlt hat. Diese Liebe, die einen über all die Streitereien hinwegsehen lässt. Es macht uns nicht sexy, dass wir alte Säcke geworden sind. Aber: Die Altersweisheit hilft uns, nicht sofort zu explodieren.
Auf dem neuen Album singt Ihre elfjährige Tochter Emma den Kelly-Family-Superhit „An Angel“ neu ein. Wie kam’s dazu?
Vor der Produktion habe ich das noch strikt ausgeschlossen. Als Vater versuchst du ja, deine Kinder zu schützen. Zu Weihnachten habe ich mir die Gitarre geschnappt und mit meinen Kindern das Lied gesungen. Als Emma sang, habe ich sofort Gänsehaut bekommen. Scheiß auf Kommerz, wenn es dich berührt, kommt es rauf auf die Platte! Emma wird „An Angel“ aber nur bei einem einzigen TV-Auftritt singen, alle anderen Anfragen habe ich abgeblockt. Ich will auf keinen Fall mit ihr durch tausend Fernsehshows tingeln.
Wenn die Geschichte der Kelly Family je verfilmt wird, wer sollte dann Sie verkörpern?
Gute Frage. Ich weiß nur, Ben Becker wäre die Idealbesetzung, um meinen Vater Dan zu spielen. Ben ist Genie und Wahnsinn. Mein Vater war einer dieser außergewöhnlichen Menschen, die dich begeistern oder total verunsichern.
Das neue Album
Für „We Got Love“ (Universal, ab 23. 3.) hat die irische Geschwisterband ihre größten Hits neu eingespielt, dazu gibt’s vier Novitäten plus ein „Stand By Me“-Cover. Fans wird bei „Fell In Love With An Alien“, „An Angel“ oder „I Can’t Help Myself“ das Herz aufgehen, von den neuen Songs gehen „Keep On Singing“ und „Brothers & Sisters“ ins Ohr. Nein, Coolness-Preis werden die Kellys wohl keinen mehr gewinnen, so peinlich, wie man’s in Erinnerung hatte, sind ihre Hadern aber mit etwas zeitlichem Abstand auch nicht. Ehrlich!